rupert walser rolf rose

Rolf Rose malt das neue Blau: YInMn

"Unser" blauer Planet, unser blauer Himmel, unser blaues Meer, unsere Blue Jeans und Maos blaue Ameisen...
Die omnipräsente Farbe Blau war über Jahrtausende als Farbstoff rar und sündhaft teuer: Ägyptisch-Blau, Indigo, Kobalt-Blau, bis hin zu Lapislazuli, dem natürlichen Ultramarin. Erst vor knapp 200 Jahren gelang die Herstellung eines synthetischen Ultramarin, für das Herr Leverkus dann eine Fabrik baute und Yves Klein einen Platz im Olymp der Farbmalerei erhielt.
An der Oregon State University wurde kürzlich ein neues Blau entdeckt: YInMn. Ein leuchtender Farbton zwischen Kobalt- und Ultramarinblau. Zur Zeit noch schwierig zu beschaffen ist es – wie das Blau vor tausend Jahren – sündhaft teuer.
Rolf Rose ist einer der großen Maler*innen, die sich die Farbe selbst zum Lebensthema gewählt haben: ihr Farbton, ihr Körper, ihr Verhalten mit Bindemitteln, Werkzeugen, Bildträgern. Er hat sich nun dieses neue Blau vorgenommen, um es in Studien anzuwenden, zu erforschen, zu Bildern werden zu lassen.

r.w. 2021

Color of Paint

Rolf Rose (* 1933 in Halberstadt, lebt und arbeitet seit 1953 in Hamburg) gehört in Deutschland ohne Zweifel zu den Wichtigsten, die den internationalen Strömungen der Analytischen Malerei der 70er und dem Radical Painting der 80er zuzurechnen sind. Kaum einer hat sich so intensiv mit dem Doppelwesen der Farbe beschäftigt: die Farbigkeit (Color) zum Einen, und deren Bindung an die Farbmaterie (Paint).
Seine konsequente Bejahung der Tatsache: Farbe auch als Farbmasse, wird ausgeführt mit einem harten Spachtel, einerseits pur, nahezu zen-artig geführt, anderseits fast brutal Furchen ziehend und dazwischen Wülste aufwerfend. Farbe wird schon allein dadurch auch Form.
Diese bildet dann zusammen mit dem Bildträger das Bild – als Ding: "paintig as an object". Das Bild ist tatsächlich Teil der realen Welt, ist Realität.
Damit haben Bilder von Rose freilich eine unglaubliche Präsenz und sprechen eine völlig andere Haltung des Betrachters zum Bild und zur Realität an.

r.w. 2010